Es ist nichts neues, dass Programme und Apps regelmäßig ihr Aussehen verändern. Aber nicht nur das, sondern viel mehr ihre gesamte Struktur. Die Systemführung, die zuvor als logisch und nachvollziehbar galt, ist nun veraltet. Jüngere Nutzer, die sich in modernen Apps leicht zurechtfinden, fühlen sich bei älterer Software leicht überfordert. Es wirkt überladen, die einzelnen Funktionen scheinen fast absichtlich versteckt worden zu sein.
Interface Design Standards befinden sich im ständigen Wandel. Was gut funktioniert wird von anderen Herstellern schnell übernommen und zum neuen Standard in der Softwarewelt. Diesem Innovationstrend kann man sich kaum verweigern, da von Unternehmen erwartet wird ein modernes Arbeitsumfeld zu gewährleisten.
So kommt es, dass regelmäßige Re-Designs angefordert und umgesetzt werden. Die Herausforderung hierbei ist zum einen die richtige Entscheidung zu treffen, welche Schritte notwendig sind und zusätzlich aber auch wie diese Neuerungen dann dem zukünftigen Nutzer präsentiert werden.
Betrachten wir zunächst den Umfang und die Tiefe der gewünschten Veränderungen:
Die 1. Stufe, das Facelift, beschränkt sich auf oberflächliche Änderungen wie das Layout. Hier werden Bilder, Grafiken, Icons, Fonts und Effekte verändert, die Funktion der Software aber nicht beeinflusst.
Bei der 2. Stufe geht es darum kleine Veränderungen umzusetzen, bei denen der größte Nutzen gesehen wird, also kleine Usability-Verbesserungen, die mit wenig Aufwand verbunden sind. Dies können beispielweise vereinheitlichte Bezeichnungen in Menüs sein, Tool Tips an Stellen, an denen bekanntlich Unsicherheiten herrschen, Mauswege verkürzen oder die Reihenfolgen von Feldern in Formularen. Ein weiteres Beispiel wäre der Tausch einzelner Module durch praktischere mit passenderem Funktionsumfang, welche zum Beispiel das Wählen eines Datums vereinfachen oder den Überblick über Spalten vereinfachen.
Bereits etwas tiefer wird in der Stufe 3 eingegriffen. Hier können weitreichende Arbeiten am Code notwendig sein. Typisch sind hier geänderte Menüstrukturen, um Klickwege zu verkürzen, der Ausbau von Dashboards oder die Überarbeitung von Formularstrukturen. Ein typischer Anwendungsfall wäre auch das Upgrade integrierter Module auf eine neue Version mit erweiterten Funktionen.
Die letzte und höchste Stufe ist somit ein komplettes Re-Design der Software. Hierbei wird ein komplett neues Design erstellt, welches sich an modernen UX-Konzepten orientiert und die User Experience in den Mittelpunkt stellt. Nicht nur Teile der Software sind betroffen. Features können zusammengelegt, neue Funktionen hinzugefügt werden und Workflows geändert und optimiert werden. Eine solche Änderung erfordert viel Erfahrung, Know-How und ausführliche Planung, bietet aber auch den größten Raum und Freiheit für innovative Neugestaltung.
Hat man sich nun für eine Überarbeitung einer Anwendung entschieden, stellt sich die Frage wie eine erfolgreiche Einführung einer solchen ablaufen soll. Wann ist der richtige Zeitpunkt? Sollen einzelne Neuerungen präsentiert oder erst die vollendete Neugestaltung vorgeführt werden? Wie gestaltet man diesen Umstieg, ohne die bisherigen Nutzer vor den Kopf zu stoßen?
Naheliegend ist ein stufenweiser Release einzelner Funktionsgruppen. Können Teile gut vom restlichen Funktionsumfang abgegrenzt werden, verhindert eine schrittweise Einführung, dass sich Nutzer überfordert fühlen.
Aber schon beim Facelift, bei welchem nur oberflächliches Design verändert wird, würde es offensichtlich stören, wenn beispielweise einzelne Buttons ein neues Design bekommen, welches nicht zur restlichen Software passt. Das fertige Produkt könnte auch noch einzelne graphische Mängel aufweisen, wie unzureichende Anpassung an die Bildschirmgröße. Hier gibt es die Möglichkeit, das Rollout auf einzelne Kundengruppen zu beschränken, um mögliche kleine Fehler auszubessern bevor sämtliche Nutzer darauf zugreifen. Dies verhindert, dass bisherige Nutzer gleich zu Beginn bereits einen schlechten Eindruck von den Neuerungen bekommen.
Eine weitere Möglichkeit wäre der sogenannte „Feature Toggle“. Mit dieser Methode lässt sich alte und neue GUI parallel anbieten. Mithilfe eines Buttons können die Nutzer so für einen gewissen Zeitraum zwischen beiden Versionen wechseln. Jene Nutzer, die besonders an den Neuerungen interessiert sind, fungieren so auch als Tester, können den Entwicklern schnelles Feedback geben und sich aktiv am Prozess beteiligen. Es besteht auch hier die Möglichkeit diese Funktion auf einzelne Nutzergruppen zu beschränken oder ihnen nur die für ihren Bereich relevanten Funktionen zu präsentieren. Da in dieser Phase noch jederzeit zu der vertrauten Oberfläche gewechselt werden kann, können so eventuelle Berührungsängste genommen werden. Es muss somit nur noch entschieden werden, ob die neue oder die alte Oberfläche für die jeweilige Einführungsphase beim Start als Standardoberfläche erscheint, womit mehr Nutzer involviert werden oder nur ein kleiner Hinweis auf die Funktion für die besonders Interessierten gezeigt wird. Bei größeren Neuerungen ist ein solcher Parallelbetrieb, wenn bedarfsoptimiert umgesetzt, somit ein praktisches Werkzeug, dass sich großer Beliebtheit erfreut.
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